Der Kurator

Marc Aufraise

Marc Aufraise hat einen Doktortitel in Geschichte der zeitgenössischen Kunst. Nach Lehrtätigkeiten an der Université Paris I Panthéon-Sorbonne und der École Supérieure d’Art de Lorraine (Metz) ist er heute Dozent am Institut National du Patrimoine und am ENSAD (Paris). Er leitet außerdem Workshops zu visueller Kultur (Éducation Nationale, Éducation populaire, Centres Pénitentiaires). Der freischaffende Autor und Kunstkritiker ist für die redaktionellen Recherchen und die Texte auf ERSILIA zuständig, einer Online-Plattform für Bilderziehung des BAL (Paris). Er hat zahlreiche Kritiken zur Geschichte der Fotografie und zur zeitgenössischen Kunst veröffentlicht.

Die Künstler/innen

Anaïs Marion

Anaïs Marion reist, fotografiert, schreibt und archiviert. Dabei lässt sie sich von den Erzählungen leiten, die unser kollektives Gedächtnis prägen. Ihre Studien und minutiösen Protokolle bewegen sich zwischen den Ritualen der Touristen und der Tätigkeit eines Archäologen, zwischen den Manien der Sammler und den Methoden eines Archivars. Mit ihren Bildern, Büchern, Installationen und Performances versucht Anaïs Marion, die festgefügten Regeln der Produktion, Verbreitung und Aneignung historischen Wissens durch Reproduktion, Entfremdung und vollständiges Ausschöpfen zu erschüttern.

Marceau Pensato

Das künstlerische Schaffen von Marceau Pensato basiert auf der Fragilität und der Macht der Erinnerungen. In den Zeichnungen und Installationen von Pensato kommunizieren seine eigenen Erinnerungen mit jenen, die unser kollektives Gedächtnis bilden. Lücken, Verfälschungen und Auslöschungen treten in einen Dialog mit sich wiederholenden Sequenzen, Reminiszenzen und wiederauflebenden Bildern. Indem Marceau Pensato diesen wiederkehrenden Elementen, die der Geschichtsschreibung eigen sind, eine Form verleiht, zeigt er subtil auf, wie deren Autorität ständig dem Verschwinden ausgesetzt ist.

Émilie Pierson

Indem sie ihr Gedächtnis und das der ihr nahestehenden Menschen erforscht und versucht, sich die Archive der Familiengeschichte anzueignen, hinterfragt Émilie Pierson unsere Fähigkeit, Erinnerungen und ihre Bilder zu akzeptieren und weiterzugeben. Zu lernen, zu akzeptieren und sich zu entfalten, geht mit ambivalentem Handeln einher, dem die Werke von Émilie Pierson eine Form geben. Sie ergründen sowohl die Angemessenheit der Worte, der Gegenstände und der Rituale, die wir verwenden, um den Überblick zu behalten, als auch das Unausgesprochene, die Fehler und die Versäumnisse, die unsere Wege säumen.

Thibaud Schneider

Thibaud Schneider formt, montiert und verarbeitet Holz, Gips, Rahmen, Gemälde, Wörter und Fotoarchive. Seine labilen Konstruktionen und Ruinenlandschaften nehmen den Raum ein: den Raum der Kunst, aber auch den Übergangsraum des Entstehens, die beide durch Auseinandersetzungen, Nahkämpfe, Zurückweisungen und Liebe geprägt sind. Die Skulpturen und Bilder von Thibaud Schneider materialisieren seine romantisch anmutende Suche, bei der er unaufhörlich anstrebt, die Unvollkommenheit zum Ausdruck zu bringen.