Acte de présence

Abschlussprojekt der Künstlerresidenz

ORT: Casino Display, 1, rue de la Loge, Luxembourg

Präsenz zu zeigen ist eine soziale Pflicht. In seiner häufigsten Bedeutung bedeutet es, eine Erwartung zu erfüllen. Man ist da, weil man es muss, weil es sich gehört, um eine Art implizite Verpflichtung nicht zu verletzen. Aber diese Geste umfasst noch weitere Bedeutungen. Ein Akt ist auch ein Akt im rechtlichen Sinne: etwas offiziell, gültig, legitim machen. Die Anwesenheit wird so zu einer festgeschriebenen Tatsache - in Form eines Vertrags. Bei Sam Krack nimmt diese Dimension in konkreten Elementen Gestalt an: Ein Mietvertrag für ein Modem beispielsweise bezeugt die Anwesenheit des Objekts im Haus des Sammlers oder Leihnehmers. 

Das Wort „Akt“ ruft auch das Register des Theaters auf: Schauspieler sein. Sam Krack setzt die Präsenz von Dingen, Räumen und Strukturen in Szene. Er dekliniert, öffnet und beleuchtet mithilfe verschiedener künstlerischer Praktiken das, was oft unsichtbar ist: Trennwände, Mauern, verborgene Volumen, Rigipsplatten. Hinzu kommt eine Arbeit mit der Vielfalt der Sinne: Es gibt die physische, materielle, aber auch die soziale Präsenz. Es gibt die unsichtbaren und vergessenen Präsenzen der Vergangenheit, die Archive, die melancholischen Empfindungen, die mit den einst von der Familie bewohnten Orten verbunden sind. Sam nimmt die Präsenz der Vergangenheit durch seine Rückkehr in die Heimat wahr. 

Foto: Sam Krack