Die Stadt in vollem Aufschwung
Die Stadt Luxemburg befindet sich in vollem Aufschwung. Die Einwohnerzahl der Stadt sowie die Zahl der Erwerbstätigen wachsen stetig. Vor diesem Hintergrund wird derzeit im Süden der Stadt ein vollkommen neues Stadtviertel errichtet: der Ban de Gasperich. Seit einigen Jahren entstehen hier Wohnungen und Büros und es lassen sich Geschäfte sowie Dienstleistungsanbieter nieder. Abgesehen von den Suprastrukturen erfordert der Bau eines neuen Stadtviertels auch die Schaffung zahlreicher wichtiger Infrastrukturen und Netze (Gas, Strom, Glasfaser, Wasser, Kanalisation usw.). Dabei ist die Anzahl der Menschen zu berücksichtigen, die in diesem Viertel wohnen, arbeiten oder hier verkehren werden.
Die Trinkwasserversorgung
Bisher erfolgte die Trinkwasserversorgung von Gasperich, Zessingen und eines Teils von Hollerich über den Wasserturm Tubishof. Der durchschnittliche tägliche Verbrauch lag im Jahr 2017 bei 2000 m3 (Versorgung von Zone 08 durch SEBES).
Die Errichtung des neuen Stadtviertels am Ban de Gasperich für rund 5000 Anwohner/innen, 25 000 Arbeitnehmer/innen sowie 2600 Schüler/innen und Lehrkräfte wird einen beträchtlichen Anstieg des Trinkwasserbedarfs im Süden der Stadt Luxemburg mit sich bringen. Im Jahr 2030 wird der durchschnittliche tägliche Verbrauch für den Ban de Gasperich bei schätzungsweise 1400 m3 liegen. Aufgrund dieser Entwicklung muss ein neues Verteilungsgebiet, die Zone 10, geschaffen werden, zu dem auch ein Teil der ehemaligen Zone 08 zählen wird. Diese Zone wird künftig die Versorgung der Stadtviertel Cloche d’Or, Kockelscheuer, Ban de Gasperich und eines Teils von Zessingen und Gasperich sicherstellen: Der durchschnittliche Trinkwasserbedarf für diesen Teil der Stadt wird für das Jahr 2030 auf 3000 m3 täglich geschätzt.
Zu diesem Zweck wurde am Ban de Gasperich der neue Wasserturm mit einem Fassungsvermögen von 1000 m3 zusammen mit einem Trinkwasserversorgungsnetz errichtet. Mit der Planung des erweiterten Wassersystems für das neue Stadtviertel wurde 2013 begonnen: Bisher wurden auf einer Strecke von insgesamt 10 099 Metern bereits 5175 Meter Wasserleitungen verlegt. Gleichzeitig wird ein Projekt für die Entnahme von Grundwasser in Tubishof entwickelt, um die ausreichende Trinkwasserversorgung der stetig wachsenden Bevölkerung zu gewährleisten. Bei 122 Metern Tiefe müsste eine Kapazität von 55 m3/h erreicht werden.
Das Budget, das der Gemeinderat am 24.11.2014 für den Bau des Wasserturms am Ban de Gasperich verabschiedet hat, beläuft sich auf 8 717 453,87 Euro, inkl. MwSt. (laut Kostenvoranschlag).
Die Kanalisation
Der Service Canalisation (Dienststelle Kanalisation) ist für die Verwaltung und Wartung des Kanalisationssystems auf dem Gebiet der Stadt Luxemburg zuständig. Dies umfasst die Abwasser- und Regenwasserkanäle sowie die Gewässerunterhaltung.
Abwasser
Der Bau des neuen Stadtviertels Ban de Gasperich hat natürlich große Auswirkungen auf die Abwasserentsorgung. Die rund 5000 Anwohnern, 2600 Schüler und Lehrkräfte sowie 25 000 Arbeitnehmer, die am Ban de Gasperich leben oder einen großen Teil des Tages dort verbringen werden, führen zu einer Schadstoffbelastung, die 18 500 Einwohnerwerten entspricht. Diese beträchtliche Personenzahl wurde bei der Planung des neuen Abwasserkanalisationssystems berücksichtigt.
Um dieser Herausforderung bestmöglich zu begegnen, hat der Service Canalisation einen Kanalisationsstrang für Abwasser in den Nebenstraßen sowie zwei Kanalisationsstränge – einen linken und einen rechten – entlang der großen Straßen vorgesehen. Diese Kanalisationsstränge münden in einen Abwassersammler: Von diesem Abwassersammler aus wird das Wasser zur Pumpstation Gluck geleitet und von dort zur Kläranlage in Beggen gepumpt, deren maximale Kapazität 210 000 Einwohnerwerten entspricht.
Insgesamt wurden 6475 Meter Kanalisation aus Steinzeug für Abwässer und 2710 Meter Hauptabwassersammler aus Fiberglas am Ban de Gasperich verlegt.
Regenwasser
Die Erschließung des Ban de Gasperich und die Nutzung des Geländes gehen mit einer Versiegelung der Oberfläche und demzufolge auch mit dem Abfluss von Regenwasser einher. Dieses Wasser ist wegen des Straßenschmutzes, den es abtransportiert, oft schlammhaltig.
Daher hat der Service Canalisation für den Ban de Gasperich ein Rückhaltungs- und Ableitungskonzept entwickelt, um bei Regenfällen den maximalen Abfluss in die Gewässer zu begrenzen und unverschmutztes Wasser in die Bäche abfließen lassen zu können.
Da der Ban de Gasperich über 50 Hektar versiegelte Flächen aufweist (darunter 31 Hektar öffentliche Flächen, wie Hauptstraßen, Nebenstraßen oder Plätze sowie 19 Hektar Privatgelände), war der Bau von Rückhalteanlagen für Regenwasser notwendig. Deshalb wurden auf öffentlichem Gebiet 12 unterirdische Rückhaltebecken mit einem Fassungsvermögen von insgesamt 4076 m3 geplant, und zwar zusätzlich zu den Becken mit einem Gesamtfassungsvermögen 6500 m3, die von den im Rahmen der verschiedenen Teilbebauungspläne (Plans d'aménagement particulier, PAP) tätigen Bauträgern gebaut werden müssen. Dadurch kann ein Abfluss von 268 Litern pro Sekunde sichergestellt werden.
Um den Abfluss schmutzigen Regenwassers in die Gewässer zu verhindern, hat der Service Canalisation am Boulevard Kockelscheuer ein zentrales Becken zur Rückhaltung und mechanischen Reinigung gebaut. Das Becken mit einer Kapazität von 1800 m3 hält das Regenwasser zurück und sorgt für die Ablagerung von Schwebstoffen durch Sedimentation, bevor das Wasser in die Gewässer geleitet wird. Dieses Verfahren ist im Übrigen für Hauptstraßen besonders wichtig, denn das dort abfließende Regenwasser ist deutlich verschmutzter als auf Nebenstraßen und Privatgrundstücken. Aus diesem Grund wird das Regenwasser separat gesammelt, was eine gründlichere Behandlung des mit Schadstoffen belasteten Wassers ermöglicht, bevor dieses in die Bäche geleitet wird. So kann eine Verschmutzung der in den Flüssen angesiedelten Flora und Fauna vermieden werden.
Insgesamt wurden 9015 Meter Stahlbetonrohre für Regenwasser am Ban de Gasperich verlegt.
Gewässer
Zu den Aufgaben des Service Canalisation zählt auch die Verwaltung der Gewässer. Im Rahmen der Konzipierung des Ban de Gasperich wurde die Umgestaltung mehrerer Gewässer geplant: die ökologische Umgestaltung des Drosbachs, die Offenlegung des Weiherbachs in der Rue Stümper und der Bau von Unterführungen an den Boulevards und insbesondere an der Autobahn.
Einige Eindrücke von der Einweihung














Zeitplan und Kosten
Die Planung des Regen- und Abwassermanagements durch den Service Canalisation wurde 2007 in Angriff genommen.
Die Bauarbeiten am Kanalisationssystem begannen im Herbst 2013 (Abschnitt 2) bzw. Mitte 2015 (Abschnitt 1). Während die Arbeiten am Abschnitt 2 mittlerweile abgeschlossen sind, konnte Abschnitt 1 bisher zu 80 % errichtet werden und befindet sich derzeit in der Fertigstellung.
Die Kosten für den Bau des Kanalisationssystems betragen voraussichtlich 20 360 000 Euro inkl. MwSt. und werden von der Stadt Luxemburg getragen. Dabei ist festzuhalten, dass ein Teil der von der Stadt vorfinanzierten Durchführungskosten im Rahmen der Nutzung der betreffenden Flächen wiedererlangt wird. Außerdem wird ein Teil des Kanalisationsbaus direkt durch den Staat finanziert.