Das Petruss-Tal

Die malerische Landschaft der luxemburgischen Hauptstadt wird in hohem Maße durch das Petruss-Tal geprägt, das als Motiv für unzählige Panoramaaufnahmen dient. Charakteristisch für das Tal sind die Felswände, die als natürliche Verlängerung der städtischen Festungsanlage fungierten, sowie die grüne Landschaft mit Bäumen, Hecken, Rasenflächen und Blumen.

Mitten durch das Tal schlängelt sich die Petruss, ein kleiner Bach, der in den 1930er-Jahren kanalisiert wurde. Sie entspringt im Wald von Dippach, in der Flur Aalheck. Ihre Hauptzuflüsse sind der Aalbaach und der Zéissengerbaach. Die 12,8 Kilometer lange Petruss durchquert das Stadtviertel Grund, bevor sie in der Nähe der Rue St Ulric in die Alzette mündet. Ulric.

Vorstellung des Projekts

Nachdem eine Machbarkeitsstudie erstellt wurde und zahlreiche Gespräche mit den betroffenen staatlichen Stellen stattgefunden haben, soll das Projekt nun wie folgt umgesetzt werden:

Ökologische Renaturierung des Petruss-Tals

Folgende Ziele werden mit dem Projekt verfolgt:

  • Begegnung des Problems des starken Hochwasserabflusses
  • Berücksichtigung der zahlreichen, in der Talsohle gelegenen Infrastruktureinrichtungen
  • Dafür Sorge tragen, dass sich die Hochwassersituation für die im Tal befindlichen Privatgrundstücke nicht verschlechtert

Das Neugestaltungskonzept umfasst folgende Arbeiten:

  • Abriss des bestehenden Betonprofils und leichte Anhebung des Flussbetts
  • vollständige Entfernung der bestehenden Mauer, die sich derzeit an manchen Stellen entlang der Petruss erstreckt, und zwar an einer Uferseite, um eine Verbreiterung des Abflussprofils des Wasserlaufs zu ermöglichen
  • Anlegung einer Flusssohle, um das Flussbett im Falle von Hochwasser widerstandsfähiger gegen die hohe Beanspruchung zu machen
  • Errichtung einer Fischtreppe auf der Höhe des Bauwerks in der Rue St Ulric
  • Errichtung einer neuen Stützmauer am linken Ufer (Stadtseite) flussabwärts nach der Bourbon-Schleuse

2. Neugestaltung des Parks auf den Flächen entlang der Petruss

Die geplante Renaturierung und Neugestaltung des Petruss-Tals wird durch die Umsetzung der folgenden Elemente geprägt:

  • Anlegung eines Erholungs- und Freizeitbereichs am Parkeingang (Rue St Ulric)
  • Erneuerung der Spielplätze und Sportanlagen sowie des Fitness-Parcours und der Minigolfanlage am Parkeingang (felsseitig)
  • Einbindung des bestehenden Skateparks in die neue Anlage
  • Anbringen von Sitzstufen und Balkonen an verschiedenen Stellen der Uferböschung der Petruss
  • Bau eines 4,50 Meter breiten befahrbaren Wegs entlang des Wasserlaufs über die gesamte Länge des Tals sowie eines zwei bis drei Meter breiten, nicht befahrbaren Wegs auf der gegenüberliegenden Seite des großen Rundwegs, in Nähe des Wasserlaufs
  • Neubau von Ingenieurbauwerken als Ersatz von Bestandsbauwerken, einschließlich sechs neuer Brücken (zwei befahrbare Brücken und vier Fußgängerbrücken)
  • Wiedereinführung von Fischarten durch das Anlegen eines Fischpasses, der eine Fischwanderung zwischen den Flüssen Alzette und Petruss ermöglicht

Kostenanschlag

Der Haushaltsvoranschlag für die erste Phase der ökologischen Aufwertung des Petruss-Tals beläuft sich auf 25 909 385,84 € inkl. MwSt. Die Finanzierung ist durch die Stadt Luxemburg und den Fonds pour la Gestion de l'Eau (Wasserfonds) sichergestellt.

Aufwertung des Ökosystems

Die ökologische Aufwertung des Petruss-Tals hat in erster Linie zum Ziel, die beeinträchtigten und künstlich umgebauten Ökosysteme zu verbessern und zu einem natürlicheren Zustand zurückzuführen. In diesem Zusammenhang müssen die natürlichen Bedingungen des Wasserlaufs insbesondere dadurch wiederhergestellt werden, dass das Betonbett entfernt und ein natürlicher Wasserlauf angelegt wird. Hierdurch kann das Gleichgewicht der Pflanzen- und Tierwelt, des Nährstoffhaushalts und des Wassers verbessert werden. Zu diesem Zweck müssen heimische Gewächse angepflanzt, aber auch einige Bäume gefällt werden. Diese Maßnahme ermöglicht außerdem eine Ausweitung der Biotope in der urbanen Umgebung, wodurch für zahlreiche Pflanzen und Tiere ein dauerhafter Lebensraum geschaffen wird.

Eine wichtige Voraussetzung ist, dass keine Bäume mehr an den Stellen verbleiben, an denen der Fluss nach der Neugestaltung und dem Abgraben der Uferböschungen verlaufen wird. Geschwächte Bäume könnten umfallen und somit ein Sicherheitsrisiko für Spaziergänger/innen darstellen. Um zudem eine weitere Verschlechterung der Wasserqualität zu verhindern, müssen die Aushubarbeiten in verschiedenen Zonen durchgeführt werden. 

Auch müssen einige Bäume weichen, damit auf der Höhe des aktuellen Spielplatzes und der Minigolfanlage ein Erholungsbereich angelegt werden kann, der die Lebensqualität erhöhen und der Bevölkerung und den Gästen mehr Raum für Ruhe und Entspannung bieten soll.

Neben dem Fällen zahlreicher Bäume ist aber auch die Anpflanzung neuer Bäume an strategisch günstigen Orten sowie der Schutz besonderer Baumarten in Nähe der Baumaßnahmen vorgesehen.

Ablauf des Projekts

Die ökologische Aufwertung der Petruss – ein Projekt in zwei Phasen

Die geplante Renaturierung der Petruss und die Neugestaltung der angrenzenden Parkanlage werden in zwei räumlich und zeitlich getrennten Bauphasen durchgeführt.

Das Gesamtprojekt umfasst verschiedene Teilprojekte, die teilweise unabhängig voneinander umgesetzt werden können. Einige sind indessen räumlich miteinander verbunden und erfordern komplexe Bauabläufe. Diese Arbeiten umfassen die Neugestaltung der Landschaftsarchitektur und die Neubepflanzung des direkten Gewässerumfelds und des angrenzenden Parkgeländes, die Renaturierung des Flussbetts und des direkten Gewässerumfelds, die Neugestaltung der Infrastruktur und der Ingenieurbauten, den Bau einer „First Flush“-Anlage, die Umsetzung von Maßnahmen zur Wasserversorgung und Abwasserentsorgung sowie archäologische Ausgrabungen (St. Ulrichskirche). Den Abschluss der ersten Projektphase bilden die Anpflanzungen und temporären Bauten für die LUGA 2023.

1. Phase: Durchführung in mehreren Teilphasen

Die erste Baustellenphase betrifft das Gebiet des Petruss-Tals zwischen der Alzette-Mündung und der Bourbon-Schleuse. Das Bauvorhaben hat im Juni 2020 begonnen und endet im Frühjahr 2023, rechtzeitig zur LUGA 2023, für die die ökologische Neugestaltung der Petruss ein wichtiges Element ist. 

  • Vorarbeiten (provisorischer Parkplatz, archäologische Ausgrabungen an der Place St Ulric)

Im Mai 2020 haben die vom Centre National de Recherche Archéologique (CNRA) durchgeführten archäologischen Ausgrabungen begonnen. Diese Arbeiten werden durchgehend fortgesetzt.

  • Renaturierung des Wasserlaufs

Das Betonbett der Petruss wird entfernt, um eine natürliche Wasserlaufstruktur wiederherzustellen. Anschließend wird die Flusssohle mit Natursteinen aufgeschüttet, und die Ufer werden neu angelegt, um für die Pflanzen- und Tierwelt einen natürlichen Lebensraum zu schaffen. Durch die Anpflanzung eines Auwalds und die Pflanzenabfolge an den Ufern wird ein ökologischer Korridor entstehen. Dank der Renaturierung wird ein natürlicher Wasserlauf erreicht, wodurch sich auch der Wasserfluss verlangsamt und somit die Überschwemmungsgefahr verringert wird.

  • „First Flush“

Der Bau der „First Flush“-Anlage erfolgt unabhängig von den anderen Bauphasen. Dieses für 2020 geplante Projekt umfasst den Bau einer „First Flush“-Wasserfassungsanlage, und zwar an der Stelle, an der die Petruss auf Höhe der Adolphe-Brücke an das städtische Netz zur Kanalisierung des Regenwassers angeschlossen ist. Der Bau dieser Anlage führt zur Verbesserung der Wasserqualität insbesondere bei Trockenperioden, denen starke Regenfälle folgen: Es wird hierdurch verhindert, dass starke Verschmutzungen in das Regenwasser-Ableitungsnetz und anschließend in die Petruss geleitet werden, die insbesondere auf die Emissionen des Straßenverkehrs und auf atmosphärische Ablagerungen zurückzuführen sind. 

  • Spielplatz / Fitness-Parcours / Minigolf / Bourbon-Schleuse / Fischtreppe / Skatepark

Diese Bauphase umfasst u. a. den Rückbau der bestehenden Ufermauern, den Rückbau der bestehenden Uferbefestigung, die Errichtung der neuen Ufermauer in Strömungsrichtung links, die Renaturierung und die damit verbundenen Erdarbeiten, Oberflächenanpassungen sowie Bepflanzungen. Zur Bewahrung der optischen Wirkung der Befestigungsanlage der Stadt Luxemburg entsprechend ihrer Einstufung als UNESCO-Weltkulturerbe wird für bestimmte neue Mauerelemente Naturstein verwendet.

Nach Abschluss dieser Arbeiten werden die Fischtreppe, der Erholungsbereich „Liegewiese“ und der Skatepark (wasser- und felsseitig) angelegt.

2. Phase: von der Bourbon-Schleuse bis zur Rue d'Anvers

Die zweite Projektphase wird ab Frühjahr 2024 im Anschluss and die LUGA 2023 durchgeführt. Sie umfasst die Renaturierung des Petruss-Tals und die Neugestaltung des angrenzenden Parks zwischen der ehemaligen Bourbon-Schleuse (in der ersten Bauphase entfernt) und der Rue d'Anvers.

Fortschritt der Bauarbeiten

Praktische Informationen zum Zugang

Die beidseitige Verkehrsführung entlang des Flusses wurde teilweise neu geplant. Daher werden die bestehenden Brücken abgerissen und neue Übergänge über den renaturierten Fluss errichtet. Die im Petruss-Tal existierenden Brücken und Übergänge werden für den Besucherverkehr solange wie möglich erhalten. Die Baumaschinen gelangen über die Rue de Prague und die Montée de la Pétrusse bzw. die Place St Ulric auf das Gelände nehmen dabei dieselben Fahrbahnübergänge. 

Während der gesamten Dauer der Bauarbeiten ist der Zugang für Fußgänger/innen und Radfahrer/innen gewährleistet. Entsprechende Umleitungsschilder werden angebracht.

Ein schrittweiser Prozess unter Einbindung zahlreicher Akteure

Die Renaturierung der Petruss ist mit zahlreichen Herausforderungen verbunden, die eine enge Zusammenarbeit und zahlreiche Kompromisse von allen beteiligten Akteuren erfordern. 

Bei der Planung wurden alle wichtigen Aspekte berücksichtigt, wie die Geschichte des Ortes, städtebauliche Aspekte, die Mobilität, die Biodiversität und der Wasserlauf. Möglich wurde dies nur durch den Einsatz und den kontinuierlichen Austausch der beteiligten Akteure: die Interessenverbände von Grund und Hollerich, das CNRA, die Nationale Denkmalschutzbehörde (SSMN), die Commission luxembourgeoise pour la coopération avec l'UNESCO, und vor allem dem Engagement des Ministeriums für Umwelt, Klima und nachhaltige Entwicklung, des Wasserwirtschafsamts (AGE), der Natur- und Forstverwaltung (ANF), der Unesco sowie der Straßenbauverwaltung. 

Beteiligte Abteilungen der Stadt Luxemburg:

  • Service Canalisation (Dienststelle Kanalisation)
  • Service Communication et relations publiques (Dienststelle Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit)
  • Service Parcs (Dienststelle Parkanlagen)
  • Photothèque der Stadt Luxemburg
  • Service Technologies de l’information et de la communication (Dienststelle Informations- und Kommunikationstechnologien)