
Das bis zuletzt jährlich stattfindende Austauschprogramm Artmix (11. Ausgabe: 2019) wird 2023 neu gedacht: Neben Künstler*innen werden nun auch Kurator*innen involviert.
Bei der Jurysitzung am 23. Oktober 2023 im Cercle Cité hat eine sechsköpfige Jury über die diesjährigen Teilnehmer*innen des Programms Artmix entschieden: Jeweils eine künstlerische Position aus Luxemburg und Saarbrücken sowie eine Kuratorin.
Die Jury war mit Vertreter*innen der Kunst- und Kulturszene aus Luxemburg und Saarbrücken besetzt:
- Bob Seyler, neimënster/Luxemburg
- Alexandre Bugnet, neimënster/Luxemburg
- Charles Rouleau, Casino Display/Luxemburg
- Anastasia Chaguidouline, Künstlerische Leiterin Cercle Cité/Luxemburg
- Leo Scheidt, Freie*r Kurator*in/Saarbrücken
- Katharina Ritter, M.A., Künstlerische Leiterin Stadtgalerie Saarbrücken
Nach einer ausführlichen Diskussion hat sich die Jury für Noé Duboutay (they/he) (LUX) und Darja Linder (DE) sowie für die Kuratorin Ira Yeroshko (DE) entschieden. Die beiden ausgewählten Künstler*innen dürfen jeweils eine*n weitere*n Künstler*in einladen. Dabei ist Noé Duboutays Wahl auf Sophia Lökenhoff (they/them) gefallen und Darja Linder nimmt Hannah Mevis mit in das neue Artmix-Künstler*innen-Team.
Ziel der Jury war es eine Gruppe auszuwählen, die miteinander ein Ausstellungsprojekt mit Presse-und Öffentlichkeitsarbeit, Dokumentation und Vermittlungsprogramm erarbeitet. Die Einrichtung eines offenen Ateliers oder Workshops während der Aufenthalte in Luxemburg und Saarbrücken ergänzen das Projekt. Dadurch werden neue Formen der Zusammenarbeit und Professionalisierung ermöglicht sowie die regionale Vernetzung benachbarter Kunstszenen und verschiedener Fachbereiche gefördert.
Die ausgewählten Teilnehmer*innen sind in ihrer Bewerbung auf das offene Artmix Konzept auf eine inhaltlich stark überzeugende Art und Weise eingegangen. Die beiden Künstler*innen arbeiten mit sehr verschiedenen Medien. Gleichzeitig resonieren nicht nur ihre ausdrucksstarke und gegenwärtige Ästhetik, sondern auch ihre aufgegriffenen Themen wie Identität und gesellschaftliche Normen miteinander. Das Interesse an dem Erzählen neuer Geschichten haben die beiden Künstler*innen mit der Kuratorin Ira Yeroshko gemein. Sie strebte in vergangenen Projekten die Vernetzung von unterschiedlichen Stimmen innerhalb der Gemeinschaft an. In Bezug auf die politische Aktualität, war es der Jury zudem wichtig zu zeigen, dass künstlerische Formate eine Plattform bieten, bei der wichtige Begegnungen jenseits der Herkunftsfrage entstehen können.
Alle fünf Teilnehmer*innen befinden sich zurzeit am Anfang ihrer Karriere und können sich durch das Projekt Artmix weiter professionalisieren. Laut Jury überzeugen die sehr unterschiedlichen künstlerischen Positionen durch ihre Auseinandersetzung mit aktuell gesellschaftspolitischen Themen und ihren ästhetischen Dimensionen.
Zu Noé Duboutay:
Noé Duboutay (*1995 in Luxemburg) ist ein in Berlin und Luxemburg lebender Performancekünstler und Autor. Er performt mit seinem Körper und seiner Stimme, macht Installationen und Requisiten und schreibt Skripte, Gedichte und Prosa. Dabei erforscht er die Verstrickungen menschlicher Identitäten mit nicht-menschlichen Entitäten und Materialitäten. Noé Duboutays künstlerische Praxis bewegt sich im Spannungsfeld von Körpererfahrungen und Verkörperungsformen, die hinterfragen, was einen Körper lesbar macht. Durch fiktive und autobiografische Welten des Schreibens und Bewegens schafft Noé Duboutay Wege, queere Verbindungen, Verbündete und Verwandtschaften zu finden und schafft Raum für fragile Unsicherheit und Weichheit.
Noé Duboutay hat Sophia Lökenhoff ausgewählt:
Sophia Lökenhoff (*1989 in Essen/Deutschland), ein*e transdisziplinäre Performance-Künstler*in aus Berlin, schafft immersive Performances, die sich mit Körpern, Zeitdimensionen, Räumen, Objekten, Klängen und deren Beziehung zum Unsichtbaren beschäftigen. Seit 2020 arbeitet Sophia Lökenhoff an einem fortlaufenden Performancezyklus (op. {{*}} 001-005), der die Übergänge einer fabulierten Figur namens IAGA erkundet. IAGA koexistiert in Sympoiesis mit und durch viele Körper und erforscht die Überbleibsel der dreifachen femme Gottheiten in zeitgenössischen Wissenssystemen. Besonderer Fokus liegt auf der Regeneration der magischen Sphäre als queer, gender-fluid und nicht-binär. Das Format der Performances oszilliert zwischen Workshop, Spiel und Ritual, und lädt das Publikum ein, Teil einer vielschichtigen Erfahrung zu werden.
Zu Darja Linder:
Darja Linder (*1992 in Thälmanskij/Russland) lebt und arbeitet in Saarbrücken. Ihre Arbeit konzentriert sich auf die Interaktion mit Menschen und auf das Erzählen individueller Geschichten. Sie erschafft Bildwelten, die nicht nur der porträtierten Person gerecht werden, sondern auch soziale und identitätspolitische Themen ansprechen. Sie arbeitet überwiegend malerisch, wobei sie auch andere Medien nutzt, um sich den Menschen und ihren Geschichten anzunähern: Sie schreibt, zeichnet Gespräche auf und fotografiert.
Darja Linder hat Hannah Mevis ausgewählt:
Hannah Mevis (*1989 in Heidelberg/Deutschland) lebt und arbeitet in Saarbrücken und Brüssel. In ihrer Arbeit beschäftigt sie sich mit den Möglichkeiten, körperliche Wahrnehmung zu visualisieren und im Kontext von geschichtlichen und sozialpolitischen Geschehnissen zu adressieren. Sie arbeitet kontextuell und konzeptionell, ungebunden von einem bestimmten Medium, dafür immer mit dem Interesse an den körperlichen Erfahrungen der Betrachter*innen und kreiert gerne Situationen, in denen sich Menschen mit einbringen können.
Zu Ira Yeroshko:
Ira Yeroshko (*1994 Luzk/Ukraine) schließt zurzeit ihren Master „Kuratieren und Ausstellungswesen“ an der Hochschule der Bildenden Künste Saar ab. Im Laufe der letzten Jahre hat sie mehrere Ausstellungen und Projekte kuratiert, die sich mit sozialen und politischen Diskursen beschäftigen. Ein besonderer Fokus liegt darauf, Geschichten und Erfahrungen von Ukrainer*innen in ihrer Arbeit sichtbar zu machen.
Mehr zum Projekt Artmix
Nachdem das Projekt Artmix aufgrund der Pandemie vorübergehend eingestellt wurde, ist es 2023 mit einem neuen Konzept und neuen Partner*innen in Luxemburg zurück. Das bis zuletzt jährlich stattfindende Austauschprogramm (11. Ausgabe: 2019) wird 2023 neu gedacht: Neben Künstler*innen werden nun auch Kurator*innen(-teams) involviert.
Das seit 2005 bestehende Projekt verbindet Künstler*innen aus der Großregion miteinander. Ziel ist es, die regionale Vernetzung benachbarter Kunstszenen und verschiedener Fachbereiche zu fördern. Dabei sollen neue Formen der Zusammenarbeit und Professionalisierung ermöglicht werden.
Vorstellung der teilnehmenden Kulturinstitutionen
Stadtgalerie Saarbrücken
Die Stadtgalerie Saarbrücken fördert Kunst und Kultur der Gegenwart. Kostenfrei können Besucher*innen das ganze Jahr über vielfältige Veranstaltungen erleben. Aus dem Zentrum der Stadt heraus, ist die Stadtgalerie mit weiteren künstlerischen Projekten im Stadtraum aktiv.
Seit April 2021 gestaltet Katharina Ritter, M.A. die Stadtgalerie als einen Ort der kritischen Zuversicht. Über vielgestaltige Ausstellungen und Projekte involviert sie viele Beteiligte, um gemeinsam eine wünschenswerte Zukunft zu entwickeln. Die Stadtgalerie macht Saarbrücken vielfältig – Hand in Hand mit Künstler*innen, Kulturschaffenden und Beteiligten unterschiedlichster Professionalisierungsgrade. Weiterhin leistet die Stadtgalerie Saarbrücken mit verschiedenen Kooperationspartner*innen generationenübergreifende Kunstvermittlung, schulische und außerschulische Bildungsarbeit.
Cercle Cité
Der Cercle Cité ist ein wichtiger Ort des luxemburgischen Kulturlebens, der sich im Herzen der Stadt Luxemburg befindet. Dank seiner geografischen Lage erreicht der Cercle Cité die breite Öffentlichkeit, ob Einheimische oder Tourist*innen. Ein zugänglicher Raum, in dem es durch sein kulturelles Programm viel zu entdecken gibt: von Konzerten über Vorträge bis hin zu Filmvorführungen, Performances und Ausstellungen. Sein Ausstellungsraum, der Ratskeller, bietet an 362 Tagen im Jahr eine Auswahl an Ausstellungen lokaler und internationaler zeitgenössischer Kunst von aufstrebenden und bekannten Künstlern. Als vielseitiger Ort trägt der Cercle Cité aktiv zur Diversifizierung des kulturellen Angebots der Stadt Luxemburg bei und ermöglicht es den Besuchern, mit zeitgenössischem Kunstschaffen und kulturellem Erbe in Kontakt zu treten.
neimënster - Kulturzentrum Abtei Neumünster
Das Centre Culturel de Rencontre Abbaye de Neumünster - kurz neimënster genannt - ist eine einzigartige Stätte - errichtet im Herzen der Hauptstadt Luxemburgs - ein imposantes architektonisches Ensemble, das in den alten Stadtvierteln angesiedelt ist und zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört.
Nach vier Jahrhunderten bewegter Geschichte ist das Gelände der Abtei nun kulturellen Projekten gewidmet und der Beweis dafür, dass ein ehemaliger Ort des Leidens zu einem Ort des Austauschs und der Kreativität werden kann. In Luxemburg - und über die Grenzen hinaus - für sein Musikprogramm bekannt, finden in neimënster das ganze Jahr über Festivals und Jazz-Konzerte, aber auch Ausstellungen und Künstlerresidenzen statt. Die Künstler*innen profitieren von einem neuartigen Rahmen, von Arbeitsräumen, die auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind, aber auch von der logistischen und technischen Unterstützung sowie den Kommunikationsressourcen der Einrichtung.
Casino Display
Seit drei Jahren ist Casino Display, das sich im damals vom Kulturministerium verwalteten "Konschthaus beim Engel" befindet, ein Ort der Arbeit, der Forschung, des Austauschs und der Orientierung mit dem Ziel, aufstrebende Künstler*innen sowie Student*innen am Ende ihres Hochschulstudiums zu fördern und zu begleiten und ihre Überlegungen und ihre Arbeit weiterzuentwickeln. Da es in Luxemburg keine Schulen für Kunst und zeitgenössische Kunst gibt, war es daher zwingend notwendig, eine Plattform zu schaffen, die darauf abzielt, die neuesten Kreationen zu fördern und junge Kreative von heute und morgen zu unterstützen. Das Casino Display Programm wird von Casino Luxembourg - Forum d'art contemporain organisiert.